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Carl Blechen zu Gast bei Max Liebermann

Carl Blechen, Vorfrühling, 1829, © Carl-Blechen-Sammlung der Stadt Cottbus bei der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz

CARL BLECHEN 
Das Einfachste und daher Schwerste

Ausstellung in der LIEBERMANN-VILLA AM WANNSEE
17. Oktober 2021 bis 24. Januar 2022

Carl Blechen (1798-1840) zählt neben Caspar David Friedrich zu den bedeutendsten deutschen Landschaftsmalern des frühen 19. Jahrhunderts. Atmosphärische Werke, dramatische Lichtinszenierungen und leuchtende Farben prägen sein Schaffen. Von vielen hochgeschätzt, verehrte ihn auch Max Liebermann und widmete ihm 1921 eine seiner ersten Ausstellungen als Präsident der Berliner Akademie der Künste. Liebermann lobte vor allem Blechens Fähigkeit, seine subjektive Wahrnehmung in ein naturalistisches Bild „hineinzumalen“ und sah Blechen damit als Vorreiter des Impressionismus. Ausgehend von Liebermanns historischer Ausstellung zeigt die Liebermann-Villa am Wannsee vom 17. Oktober 2021 bis zum 24. Januar 2022 eine Auswahl von Blechens Werken aus der Cottbuser Sammlung bei der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz.

 


DR. LUCY WASENSTEINER, DIREKTORIN DER LIEBERMANN-VILLA:

„Wir freuen uns außerordentlich, diese beeindruckenden Werke aus der Carl-Blechen-Sammlung aus Cottbus hier am Wannsee zeigen zu dürfen. Liebermann sah sich als ein künstlerischer Nachfolger Blechens und besaß selbst mindestens fünf Blechen-Landschaften in seiner Privatsammlung. In dieser Ausstellung zeigen wir neben Ölstudien aus Blechens Italienreise – von Liebermann besonders geschätzt – auch eine Auswahl des Früh- und Spätwerks. Dabei zeichnen wir die spannende Rezeptionsgeschichte Blechens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – vom Vorläufer der Moderne bis hin zum Favoriten des NS-Regimes – nach.“

DR. STEFAN KÖRNER, VORSTAND DER STIFTUNG FÜRST-PÜCKLER-MUSEUM PARK UND SCHLOSS BRANITZ:
„Die Sammlungen der Stiftung bewahren neben Werken des „Branitzer Meisters der Landschaft“, Fürst Pückler, auch die des „Cottbuser Meisters der Landschaft“, Carl Blechen. Dessen Geburtsstadt besitzt neben der Berliner Nationalgalerie die größte Sammlung von Blechens Gemälden, Studien und Zeichnungen weltweit. Das Herausragende der Sammlung ist dabei das 1926 im Sammlungskonzept festgelegte Miteinander von Werken Blechens, seiner Zeitgenossen, aber auch der Impressionisten, wie Liebermann. Den „Berliner Meister der Landschaft“ hätte daher Blechen an seinem Wannsee sicher begeistert.“

CARL BLECHEN IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE 1921
Als Max Liebermann im Oktober 1920 Präsident der Berliner Akademie der Künste wurde, widmete er eine seiner ersten Ausstellungen dem Gesamtwerk Blechens. Etwa 80 Jahre nach Blechens frühem Tod versammelte Liebermann im Herbst 1921 rund 120 Werke des Malers in den Räumen der Akademie am Pariser Platz. In seinem begleitenden Ausstellungstext bekräftigt Liebermann Blechens große Wirkung: „Einer der wenigen Auserwählten […] der nicht nur zu den Besten seiner Zeit gehörte – und als solcher übrigens von seinen Zeit-genossen eingeschätzt wurde […] – sondern der auch auf die Besten seiner Zeit […] einen entscheidenden Einfluss ausgeübt hatte.“

VORLÄUFER DES IMPRESSIONISMUS
Max Liebermann lobte vor allem die Studien von Blechens Italienreise 1828-1829, die er als klare Vorläufer des Impressionismus ansah. In diesen Bildern sei es dem Künstler gelungen, so Liebermann, seine subjektive Wahrnehmung in ein naturalistisches Bild „hineinzumalen“, wie er in seinem Ausstellungstext weiter ausführte: „Die Studien, die er von [Italien] mitbringt (oft im kleinsten Format) geben das Höchste, was ein Maler zu geben hat, sie geben das wieder, was Blechen gesehen hat: Das Einfachste und daher Schwerste.“
Zum 100-jährigen Jubiläum der Akademieausstellung 1921 zeigt die Liebermann-Villa am Wannsee ab 17. Oktober 2021 eine Auswahl von Blechens Ölstudien aus der Carl-Blechen-Sammlung der Stadt Cottbus, die Max Liebermann kannte und schätzte. Ausgehend von der historischen Ausstellung werden neben der Präsentation dieser besonderen Arbeiten seine künstlerischen Einflüsse auf Max Liebermann genauer beleuchtet: Was schätzte Liebermann an Blechen? Welche Bedeutung hat der Cottbuser Landschaftsmaler für die Entwicklung der modernen Malerei? Wie fügt sich Liebermanns Interpretation in die lange und wechselhafte Rezeptionsgeschichte des Landschaftsmalers zwischen Romantik, Moderne und Nationalsozialismus ein?

BLECHENS WECHSELHAFTE REZEPTIONSGESCHICHTE
Nach dem Tod Blechens weist sein Gesamtwerk eine wechselhafte und teils widersprüchliche Rezeptionsgeschichte auf. Schon in den 1840er Jahren er-warb die Akademie der Künste zahlreiche Werke aus dem Nachlass des Künstlers. 1891 gelangte eine große Blechen-Sammlung in die Nationalgalerie. Zu dieser Zeit war Blechen auch auf den wichtigsten Ausstellungen der Zeit prominent vertreten, wie etwa der Sonderausstellung der Nationalgalerie 1881 oder der sogenannten Jahrhundertausstellung 1906.
1911 erschien die erste Monographie zu Carl Blechen; zwei Jahre später begann seine Geburtsstadt Cottbus mit dem Aufbau einer Blechen-Sammlung. Die von Liebermann organisierte Akademieausstellung 1921 stieß nicht nur in Berlin auf großes Interesse; Kunstkritiker der Zeit zeigten sich bereit, Liebermanns Thesen zu Blechen als Vorläufer der Moderne anzunehmen. Im Nationalsozialismus fand Blechen weiterhin prominente Bewunderung. Seine deutschen Motive wurden nicht nur für das Führermuseum in Linz ausgesucht, sie befanden sich auch in den Privatsammlungen von Hermann Göring und Adolf Hitler.

AUS LIEBERMANNS PRIVATSAMMLUNG
In der Ausstellung wird auch ein Blechen zugeschriebenes Werk gezeigt, das aus der Privatsammlung der Familie Liebermann stammt – Höhenzug mit blauen Wolken. Das Bild ist Martha Liebermann in der Zeit ab 1935 abhandengekommen und tauchte 1941 auf dem Kunstmarkt auf, wo es für das Führermuseum in Linz erworben wurde. Nach dem Krieg wurde dieses Bild im Salzbergwerk Altaussee entdeckt und gelangte über den Münchner Central Collecting Point in den Besitz der Bundesrepublik. 2010 wurde das Bild an die Liebermann-Erbinnen und Erben restituiert und befindet sich heut in Privatbesitz.

Zur Ausstellung erscheint ein begleitender KATALOG in deutscher Sprache mit zahlreichen Abbildungen der Werke Blechens sowie Essays von Dr. Lucy Wasensteiner, Dr. Johannes Nathan und Dr. Stefan Körner, die neue Erkenntnisse zur Verbindung von Carl Blechen und Max Liebermann vorstellen (41 Seiten, 24 Abbildungen, Max-Liebermann-Gesellschaft, 12 €).

Weitere Informationen und Tickets unter: https://liebermann-villa.de/ausstellungen/carl-blechen/

Eine Ausstellung der

in Kooperation mit der

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