Heute hat Brandenburgs Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Dr. Manja Schüle, gemeinsam mit der Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Klara Geywitz, den Start für das größte Modellprojekt der Bundesregierung für den Erhalt historischer Gärten im Klimawandel gesetzt. Bis 2024 wird mit der Förderung von fünf Millionen Euro die Neue Branitzer Baumuniversität entstehen, in der neue Methoden der Gehölzvermehrung und -verwendung angewendet und somit vorbildhaft neue Wege für Deutschlands Gärten im Klimawandel eröffnet werden.
Mit der Baumuniversität greift die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz (SFPM) die Bezeichnung und Idee Fürst Hermann Pückler-Muskaus auf, der ab 1846 in Branitz eine Baumschule zur Aufzucht groß zu verpflanzender, charaktervoller Bäume anlegte. 2011 wurde auf dem Areal der Schlossgärtnerei nach den Ursprungsplänen von Pückler eine vollständig autark arbeitende Baumschule an originalem Standort wiederbelebt. Seither werden hier historische Gehölzsorten gesichert und bedarfsgerecht eigene Bäume für den Park mit seinen mehr als 25.000 Bäumen produziert. Das Thema Klimaanpassung gehört seit 2018 zu den Aufgabenfeldern der Baumuniversität und nimmt mittlerweile die größte Bedeutung ein.
Mit der 2020 durch den Deutschen Bundestag beschlossenen Förderung von fünf Millionen Euro und einem Eigenanteil der Stiftung von über einer halben Million Euro kann nun eine neue Ära der 176 Jahre alten Branitzer Baumuniversität beginnen. Neben zwei Projektplanern wurde ein weiterer Baumschulgärtner eingestellt und eine zwölf Hektar große Fläche im denkmalgeschützten Außenpark erworben.
Das Projekt gliedert sich in fünf Teile:
1. In der Schlossgärtnerei wird die historische Baumuniversität zu einem Lehr- und Schaugarten für Besucherinnen und Besucher mit Veranstaltungsräumen in modernen Gewächshäusern entstehen. Der historisch belegte Frühbeethof wird in der von Pückler genutzten und nachhaltigen Pisé-Bauweise wiedererrichtet.
2. In der Pücklerallee, deren sterbende Eichen die Neue mit der historischen Baumuniversität verbindet, wird erprobt, wie unterschiedliche Eichenarten, -sorten und -hybriden auf das geänderte Klima reagieren, denn die heimischen Stiel-Eichen versagen unter den aktuellen Bedingungen. Konkret werden hier die Hoffnungsträger für den Parkumbau gepflanzt und die unterschiedlichen Wuchseigenschaften abgeglichen. Denn Größe, Blattform und Habitus der Zukunftseichen müssen so dicht wie möglich am historischen Original sein, geht es doch auch um den Erhalt der künstlerischen Bilder des Branitzer Parks und allgemein der Landschaftsgärten.
3. Im Außenpark wird die Neue Branitzer Baumuniversität mit Kulturflächen zur Gehölzvermehrung und -aufzucht, Gewächshausanlagen (Bestanderhalt) sowie Infrastruktur für den Forschungsbetrieb errichtet. Die Bauten werden nachhaltig aus schnellwachsenden Rohstoffen einer Kurzumtriebsplantage beheizt.
4. Dafür wird eine devastierte Großgärtnerei zurückgebaut und auf zwölf Hektar ein besonderes Areal des denkmalgeschützten Außenparks als Teil der Branitzer Parklandschaft wiederhergestellt. Von dieser alten Pücklerschen Kulturlandschaft ist es dann nicht mehr weit zu einer neuen Kulturlandschaft, dem Cottbuser Ostsee.
5. Untersucht wird, ob Branitz seine Erfahrungen in Zukunft als Kompetenzzentrum für historische Gärten im Klimawandel für Deutschland und das Gartenland Brandenburg einbringen kann – dies zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Schlösserverwaltungen, dem Europäischen Parkverbund Lausitz und dem Nationalen Denkmalinstitut Polens sowie wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen im Land Brandenburg, wie dem GeoForschungsZentrum Potsdam.
Weitere Informationen:
https://www.pueckler-museum.de/park-schloss/branitzer-baumuniversitaet/