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Bundesbauministerin startet Neue Branitzer Baumuniversität

Heute hat in Cottbus Brandenburgs Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Dr. Manja Schüle, gemeinsam mit der Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Klara Geywitz, den Start für das größte Modellprojekt der Bundesregierung für den Erhalt historischer Gärten im Klimawandel gesetzt. Bis 2024 wird mit der Förderung von fünf Millionen Euro die Neue Branitzer Baumuniversität entstehen, in der neue Methoden der Gehölzvermehrung und -verwendung angewendet und somit vorbildhaft neue Wege für Deutschlands Gärten im Klimawandel eröffnet werden.

Dr. Stefan Körner, Vorstand der Stiftung Fürst-Pückler-Museum (SFPM): „Bei den Folgen des Klimawandels in den historischen Gärten und Parks ist es fünf nach zwölf: in Schwetzingen und Potsdam, in Brühl und in Branitz – in ganz Deutschland! Seit 20 Jahren ist dieses gravierende Szenario bekannt. Die Folgen werden repariert, diskutiert, beforscht; jedoch wird oftmals zu wenig praktisch in die Zukunft gehandelt.
Um den Bestand der Parkbäume in der Branitzer Parklandschaft in Zeiten von Dürre, Hitze, Schädlingsbefall und Starkregenereignissen nachhaltig gestärkt zu verjüngen, hat die Stiftung bereits 2011 wieder eine parkeigene Baumschule angelegt. Hier werden seitdem nicht nur historische Sorten gesichert, sondern auch zukunftsweisende Gehölze für den Branitzer Park herangezogen, sodass alle Nachpflanzungen in Branitz ausschließlich aus eigener Produktion erfolgen. Dies ist in Deutschlands Schlossgärten einzigartig und wegweisend. Wir müssen es endlich praktisch angehen, denn der Klimawandel wartet nicht. Branitz und seine Gärtner und Experten sind schon jetzt ein Kompetenzzentrum für die Praxis.“

Bundesministerin Klara Geywitz: „Mit dem 2020 durch den Deutschen Bundestag aufgelegten Förderprogramm zur ‚Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel‘ können wir in Branitz die zukunftsorientierte Gehölzvermehrung und Klimaanpassung historischer Gärten konkret unterstützen. Es entsteht bis 2024 die Neue Branitzer Baumuniversität mit Plantagen, Lehrgärten und Forschungsräumen als moderne Klimabaumschule. Das Projekt der Branitzer Stiftung im Land Brandenburg hat die bisher größte Bundesförderung für ein Projekt im historischen Garten im Klimawandel erhalten und kann damit die historische Kulturlandschaft erhalten und die Zivilgesellschaft aktiv einbinden.“

Brandenburgs Kulturministerin Dr. Manja Schüle: „Brandenburg verfügt mit seinen mehr als 1.000 denkmalgeschützten Gärten und Parks, darunter so einmalige, wie die Welterbestätten in Potsdam und Pücklers Meisterstück in Branitz, über eine herausragende Gartenlandschaft. Doch heiße Dürresommer gefährden den Bestand der Bäume, die jahrhundertelang unsere Kulturlandschaft prägten. Den teils katastrophalen Folgen des Klimawandels zu begegnen und unser Kultur- und Naturerbe zu retten, ist eine Mammut-Aufgabe. Ich freue mich, dass die Branitz-Stiftung mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vielfältige Initiativen ergriffen hat, um neue Anpassungsstrategien und Methoden zur Rettung der Gärten zu entwickeln. Eine besonders spannende Initiative ist das Projekt ‘Neue Branitzer Baumuniversität‘. Dieses bundesweit einmalige Modellvorhaben für historische Parks und Gärten soll Bäume stark machen für veränderte klimatische Bedingungen. Denn: Die generationenübergreifende Bewahrung unseres grünen Erbes ist unverzichtbar – für uns alle! Damit wir auch weiterhin in Branitz die Zukunft vor lauter Bäumen sehen können!“

Mit der Baumuniversität greift die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz (SFPM) die Bezeichnung und Idee Fürst Hermann Pückler-Muskaus auf, der ab 1846 in Branitz eine Baumschule zur Aufzucht groß zu verpflanzender, charaktervoller Bäume anlegte. 2011 wurde auf dem Areal der Schlossgärtnerei nach den Ursprungsplänen von Pückler eine vollständig autark arbeitende Baumschule an originalem Standort wiederbelebt. Seither werden hier historische Gehölzsorten gesichert und bedarfsgerecht eigene Bäume für den Park mit seinen mehr als 25.000 Bäumen produziert. Das Thema Klimaanpassung gehört seit 2018 zu den Aufgabenfeldern der Baumuniversität und nimmt mittlerweile die größte Bedeutung ein.
Mit der 2020 durch den Deutschen Bundestag beschlossenen Förderung von fünf Millionen Euro und einem Eigenanteil der Stiftung von über einer halben Million Euro kann nun eine neue Ära der 176 Jahre alten Branitzer Baumuniversität beginnen. Neben zwei Projektplanern wurde ein weiterer Baumschulgärtner eingestellt und eine zwölf Hektar große Fläche im denkmalgeschützten Außenpark erworben.

Das Projekt gliedert sich in fünf Teile:

1. In der Schlossgärtnerei wird die historische Baumuniversität zu einem Lehr- und Schaugarten für Besucherinnen und Besucher mit Veranstaltungsräumen in modernen Gewächshäusern entstehen. Der historisch belegte Frühbeethof wird in der von Pückler genutzten und nachhaltigen Pisé-Bauweise wiedererrichtet.

2. In der Pücklerallee, deren sterbende Eichen die Neue mit der historischen Baumuniversität verbindet, wird erprobt, wie unterschiedliche Eichenarten, -sorten und -hybriden auf das geänderte Klima reagieren, denn die heimischen Stiel-Eichen versagen unter den aktuellen Bedingungen. Konkret werden hier die Hoffnungsträger für den Parkumbau gepflanzt und die unterschiedlichen Wuchseigenschaften abgeglichen. Denn Größe, Blattform und Habitus der Zukunftseichen müssen so dicht wie möglich am historischen Original sein, geht es doch auch um den Erhalt der künstlerischen Bilder des Branitzer Parks und allgemein der Landschaftsgärten.

3. Im Außenpark wird die Neue Branitzer Baumuniversität mit Kulturflächen zur Gehölzvermehrung und -aufzucht, Gewächshausanlagen (Bestanderhalt) sowie Infrastruktur für den Forschungsbetrieb errichtet. Die Bauten werden nachhaltig aus schnellwachsenden Rohstoffen einer Kurzumtriebsplantage beheizt.

4. Dafür wird eine devastierte Großgärtnerei zurückgebaut und auf zwölf Hektar ein besonderes Areal des denkmalgeschützten Außenparks als Teil der Branitzer Parklandschaft wiederhergestellt. Von dieser alten Pücklerschen Kulturlandschaft ist es dann nicht mehr weit zu einer neuen Kulturlandschaft, dem Cottbuser Ostsee.

5. Untersucht wird, ob Branitz seine Erfahrungen in Zukunft als Kompetenzzentrum für historische Gärten im Klimawandel für Deutschland und das Gartenland Brandenburg einbringen kann – dies zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Schlösserverwaltungen, dem Europäischen Parkverbund Lausitz und dem Nationalen Denkmalinstitut Polens sowie wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen im Land Brandenburg, wie dem GeoForschungsZentrum Potsdam.

https://www.pueckler-museum.de/park-schloss/branitzer-baumuniversitaet

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