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Sesam öffne dich: Restaurierte Orienträume im Schloss Branitz sind wieder zu sehen

Heute wurden die restaurierten Orienträume wiedereröffnet, die zu den herausragendsten und bekanntesten Räumen im Schloss Branitz gehören.

„Fürst Pückler war Getriebener und Reisender, Kreativer und Exzentriker. Seine Begeisterung für alles Neue aus aller Welt hat in Park und Schloss Branitz eindrucksvolle Spuren hinterlassen. Dazu gehören auch die nach umfänglicher Restaurierung wiedereröffneten „Orienträume“, die von seiner Vorliebe für osmanische, maurische und arabische Kultur zeugen. Aber kein Licht ohne Schatten: Pückler war zwar ein weltgewandter Globetrotter, aber auch ein egozentrischer Fürst mit kolonialistischen Attitüden. Insofern begrüße ich es sehr, dass sich die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz auch mit Pücklers kolonialem Erbe kritisch auseinandersetzt – auch dies gehört zur Geschichte. Wie die „Orienträume“, die in neuem Glanz erstrahlen. Ich freue mich sehr, dass Pücklers kleines Refugium annähernd wieder so zu sehen ist, wie er es um 1860 einrichten ließ. Ich bin sicher: Die farbenprächtigen Räume werden Besucherinnen und Besucher heute ebenso verzaubern wie die Gäste des Fürsten damals!“, erklärt Dr. Manja Schüle, Brandenburgs Kulturministerin und Stiftungsratsvorsitzende bei der feierlichen Eröffnung.

Im Türkischen Zimmer, Türkischen Kabinett und Pfeifenkabinett haben die Restauratorinnen und Restauratoren in den vergangenen fünf Jahren an Decken und den einzigartigen Papiertapeten unter anderem Risse kaschiert, lose Farbschichten gefestigt, Wandflächen retuschiert und Papiertapeten sowie Schmuckbordüren konserviert.

„Die Orienträume sind wegen der reich gestalteten Wand- und Deckenfassung, die Pücklers Gestaltungsintentionen zeigt, und wegen des engen Zusammenhangs mit der ebenso gut erhaltenen Sammlung einzigartig in Brandenburg und Deutschland“, bekräftigt Landeskonservator Prof. Dr. Thomas Drachenberg. „Es ist gelungen, die Sammlungsstücke von den Orientreisen Fürst Pücklers in Anlehnung an die historische Präsentation zu zeigen. Wesentliche Ausstattungselemente der fürstlichen Gestaltungsphase konnten aus dem Depot wieder in die Räume und in ihre Funktion zurückgebracht werden. Hierzu gehören die Fenster- und Türbekrönungen mit ihren historischen Fassungen und das unter Verwendung von Originalteilen konstruierte Pfeifengestell. Die Konservierung und Restaurierung der historischen Leimfarbenmalerei auf Papiertapeten war eine Meisterleistung der Restaurator*innen und begleitet von intensiver fachlicher Betreuung.“

Zurückblickend auf die Restaurierungsarbeiten bekennt Restauratorin Dr. Dorothee Schmidt-Breitung, die die Restaurierung in den Orienträumen leitete: „Fürst Pückler hatte sich die Sehnsucht nach der Ferne nach Hause geholt. Die Orienträume sind etwas ganz Besonderes und uns Restauratoren hat es sehr viel Freude bereitet, den farbenprächtigen und außergewöhnlichen Traum von Pückler zu restaurieren.“

Anschließend wurden die Räume anhand von Quellen, wie Beschreibungen und Analogieschlüssen, wiedereingerichtet und bieten nun ein sensationelles Zusammenspiel von historischem Interieur und Ausstellung der fürstlichen Reisesouvenirs, seiner Sammlung von sogenannten Orientalika und Asiatika. Die drei Räume sind seit dem Tod Fürst Pücklers 1871 nun wieder so zu sehen, wie er sie vermutlich eingerichtet hatte.

„Nur mit wenigen zeitgenössischen, meist schwärmerischen Beschreibungen der Orienträume, aber nicht Inventaren oder gar Bildquellen, haben wir die Wiedereinrichtung gewagt. Ziel war es, in der Mischung der Rekonstruktion des Interieurs und der musealen Präsentation der konservatorisch anspruchsvollen Originale den Geist des Ortes darzustellen“, erklärt Dr. Simone Neuhäuser, Fachbereichsleiterin Museum & Sammlungen der SFPM.

„Phantastisch, überraschend, märchenhaft“ – so die Reaktion der Zeitgenossen Fürst Pücklers, wenn sie seine Branitzer Orienträume betraten. Diese hatte Pückler als Rückzugsort und für die Aufnahme seiner Orientalika-Sammlung zwischen 1851 bis 1865 ausstatten lassen. Die Gestaltung und Ausstattung der Orienträume hatte Fürst Pückler persönlich bestimmt.

Inspirationen für die opulenten Wand- und Deckengestaltungen sammelte der Fürst während seiner sechsjährigen Orientreise 1834 bis 1840, die ihn unter anderem über Algerien, Tunesien, Griechenland und Ägypten bis nach Nubien, dem heutigen Sudan, führte. Von dieser Orientreise brachte er etliche Souvenirs mit, die bis heute eine beeindruckende und vielfältige Sammlung bilden. Darunter beispielsweise ein kompletter Satz von vier Kanopen, die zur gesonderten Bestattung der Eingeweide dienten, verschiedene Uschebtis (Statuetten, die Verstorbene verkörpern), kleine Keramikgefäße und Gesteinsfragmente. Auch ein restauriertes Liegemöbel aus seinem Besitz, bei dem es sich vermutlich um das Sterbebett Pücklers handelt, ist nun zu sehen.

Die Restaurierung der Orienträume im Schloss Branitz wurden mit Spenden in Höhe von 300.000 Euro durch das Deutsche Stifterzentrum sowie mit stiftungseigenen Mitteln finanziert. Insgesamt belaufen sich die Kosten der fünf Jahre andauernden Restaurierung und Ausstattung auf 700.000 Euro.

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